Großer Erfolg: Engagementpreis 80plus 2024

November 2024

Die Stiftung ProAlter hat am 25. November 2024 den Engagementpreis 80plus 2024 verliehen. Die Beteiligung an dem diesjährigen Aufruf hat alle Erwartungen übertroffen. Insgesamt waren 420 Vorschläge für mögliche Kandidatinnen und Kandidaten bis Ende September 2024 bei der Stiftung ProAlter eingegangen. Beteiligt hatten sich Einzelpersonen, Vereine, Verbände, Initiativen u.a. Sie haben gezeigt, wie vielfältig das ehrenamtliche Engagement hochaltriger Menschen ist. Für die Jury unter Vorsitz von Bundesminister a.D. Franz Müntefering war es daher keine leichte Aufgabe, die zehn Preisträgerinnen und Preisträger auszuwählen.

Pressemitteilung (PDF)
25. November 2024

 

Den Engagementpreis 80plus 2024 haben erhalten:
(in der Reihenfolge der Würdigung)

Ingeborg Knies, 84 Jahre alt,
aus Alsbach-Hähnlein, Hessen

Die 84-jährige Ingeborg Knies aus Alsbach-Hähnlein in Hessen ist seit 50 Jahren ehrenamtlich im Turnverein 1898 Alsbach e.V. tätig. Die mehrfache Mutter und vielfache Großmutter betreut dort als Übungsleiterin das Eltern-Kind-Turnen und die Gymnastik für Frauen.

Ungewöhnlich ist ihr langes kontinuierliches Engagement. Ingeborg Knies kennt bis heute die Namen vieler ihrer Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Oft hat sie mehrere Generationen einer Familie für Gesundheit und Sport begeistern können. Darüber hinaus initiiert sie jährlich mehrtägige Ausflugsfahrten, Geburtstagsfeiern, Feiern zu Karneval und Weihnachten.

Werner Prangenberg, 81 Jahre alt,
aus Siegburg, Nordrhein-Westfalen

Der 81-jährige Werner Prangenberg aus Siegburg in Nordrhein- Westfalen, von Beruf Elektriker mit eigenen Betrieb, engagiert sich seit 11 Jahren ehrenamtlich bei den „Aktiven Senioren Siegburg“. In dieser Initiative der Johanniter bietet er Computerkurse an. Besonders nachgefragt ist seine Hilfe bei der Einrichtung von Videotelefonie, um ältere Menschen damit vertraut zu machen und ihnen Kontakte mit entfernt lebenden Freunden und Verwandten zu ermöglichen – und so einer Vereinsamung entgegen zu wirken.

Ältere Menschen tun sich auch häufig schwer damit, Handwerker zu engagieren, zu denen sie keinen Bezug haben. Herr Prangenberg führt deshalb auch ehrenamtlich kleinere Elektro-Reparaturen durch. Er wird für sein überdurchschnittliches und ununterbrochenes Engagement für Senioren im Stadtgebiet Siegburg sehr gelobt.

Helmut Pruggmayer, 85 Jahre alt,
aus Dresden, Sachsen

Der 85-jährige Helmut Pruggmayer aus Dresden in Sachsen engagiert sich in zahlreichen Dresden betreffenden Projekten, so zum Beispiel in der „Stadtteilrunde zur bürgerschaftlichen Mitgestaltung der städtebaulichen Veränderungen in Dresden-Gruna“, im Koordinierungsverbund Nachbarschaftshilfe und bei „Nachbarn helfen Nachbarn“.

Außerdem ist er in der evangelischen-lutherischen Kirchengemeinde Gruna-Seidnitz aktiv und gründete die Wandergruppe „Grüne Wiese“, die sich als eine Bewegungsform versteht, die sich mit Kultur und Stadtgeschichte verbindet. Die Vielseitigkeit und die Art der Projekte, in denen Helmut Pruggmayer sich engagiert, ist außergewöhnlich. Es geht ihm immer wieder darum, dass Dresdener Bürgerinnen und Bürger ihre Stadt mitgestalten.

Christina Heinrichs, 81 Jahre alt,
aus Passau, Bayern

Die 81-jährige Christina Heinrichs aus Passau in Bayern engagiert sich seit 23 Jahren für die dortige „Passauer Tafel“ in der Trägerschaft des Diözesan-Caritasverbandes. Bemerkenswert ist, dass sie sich nicht nur seit so vielen Jahren um sämtliche Organisationsarbeiten rund um Lebensmittelausgabe kümmert, neue Mitarbeitende anleitet, sondern zusätzlich auch noch Spenden für die Tafel organisiert. Darüber hinaus engagiert sie sich seit vielen Jahren in verschiedenen Projekten des Vereins „Gemeinsam Leben und Lernen Europa e.V.“ für geflüchtete Menschen und hilft ihnen die deutsche Sprache zu verbessern.

Lissy Heide, 80 Jahre alt, und Rolf Heide, 84 Jahre alt,
aus Pirna, Sachsen

Die 80-jährige Lissy Heide und der 84-jährige Rolf Heide aus Pirna in Sachsen engagieren sich seit 14 Jahren ehrenamtlich in der Begleitung der beruflichen Ausbildung Jugendlicher. Dies geschieht unter dem Dach des Senior Expert Service (SES) im Rahmen des bundesweiten Mentorenprogramms „Verbesserung von Ausbildungserfolgen“ (VerAplus). Das Programm bringt junge Menschen, denen die Ausbildung schwerfällt, mit ehrenamtlichen Fachleuten im Ruhestand zusammen: immer nach dem 1:1-Prinzip. Die jungen Leute werden dadurch gestärkt, die Abbruchquote sinkt.

Bis heute haben Lissy und Rolf Heide 60 Jugendliche, davon viele mit Migrationshintergrund, über 12 Monate und länger begleitet und darin unterstützt, die Ausbildung in ihrem (Traum)Beruf abzuschließen.

Karl-Heinz Möhrmann, 84 Jahre alt,
aus München

Der 84-jährige Karl-Heinz Möhrmann, Diplom-Ingenieur aus München und selber Angehöriger einer psychisch erkrankten Frau, setzt sich seit über 30 Jahren in einer Vielzahl von ehrenamtlichen Funktionen und Aktivitäten auf Landes- und auf Bundesebene für die Belange der Angehörigen von psychisch erkrankten Menschen ein.

Seit 2023 leitet er zum Beispiel eine Angehörigengruppe von Menschen mit bipolaren Störungen. Er ist an der Entwicklung von ärztlichen Leitlinien im Bereich der Psychiatrie beteiligt, bei denen er die Position der Angehörigen vertritt, und Karl-Heinz Möhrmann ist außerdem Autor verschiedener Publikationen zu diesem Thema. Er zeigt einen starken Willen zu helfen und hat einen festen Glauben an die Veränderbarkeit von Missständen.

Barbara Siegel, 84 Jahre alt,
aus Jena, Thüringen

Die 84-jährige Barbara Siegel aus Jena engagiert sich in Thüringen seit 10 Jahren als ehrenamtliche Flüchtlingspatin für Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Sie kümmert sich um sämtliche Schwierigkeiten und Aufgaben, mit denen die Menschen zu kämpfen haben, wie Behördengänge, Umzüge, Deutschunterricht usw. Sie veranstaltet Teerunden und Freundeskreise, vermittelt Patenschaften und sammelt Spenden.

Auch vor juristischen Auseinandersetzungen schreckt Barbara Siegel nicht zurück, um mehr für die Menschen zu erreichen, wie z.B. kostenfreies WLAN in einer Gemeinschaftsunterkunft. Sie scheut weder Zeit noch Mühen, um Ankommen und Integration geflüchteter Menschen zu erleichtern.

Dr. Uwe Rosenbaum, 82 Jahre alt,
aus Berlin

Der 82-jährige Dr. Uwe Rosenbaum lebt in Berlin. Der Germanist, Theaterwissenschaftler und Journalist ist seit 14 Jahren zusammen mit 160 anderen Beraterinnen und Beratern ehrenamtlich bei der kirchlichen Telefonseelsorge in Berlin und Brandenburg aktiv. Dort übernimmt er neben organisatorischen Aufgaben auch Nachtdienste am Telefon. Die Telefonseelsorge versteht sich als Einsamkeitsvorsorge. Die Themen der Telefonate kreisen z.B. um Suizidgedanken, Einsamkeit, Kriegsangst, Corona.

Im Rahmen seines vielfältigen sozialen Engagements ist Uwe Rosenbaum darüber hinaus auch im Ambulanten Lazarus Hospizdienst Berlin in der Begleitung sterbender Menschen engagiert.

Lydia Illius, 84 Jahre alt,
aus Grafschaft, Rheinland-Pfalz

Die 84-jährige Lydia Illius aus Grafschaft in Rheinland-Pfalz hat es bewiesen: Ein hohes Alter ist kein Hindernis. Mit 81 Jahren hat sie beschlossen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Seit nunmehr drei Jahren arbeitet sie einmal wöchentlich in einem nicht kommerziellen Second-Hand-Laden in Bad Neuenahr. Bad Neuenahr wurde 2021 von der Flutkatastrophe schwer getroffen. Die Wassermassen verwüsteten große Teile der Stadt. Viele Menschen verloren damals im Ahrtal ihr Leben, viele verloren Wohnung, Hab und Gut.

Der Second-Hand-Laden der Evangelischen Kirchengemeinde Rhein-Ahr Region versteht sich daher vor allem als Begegnungsstätte. Insgesamt 50 Frauen arbeiten im Laden, die meisten ehrenamtlich. Es werden Kinderkleidung, Spielzeug und Haushaltswaren zu einem geringen Preis verkauft. Lydia Illius und ihre Kolleginnen helfen damit zum einen den Menschen vor Ort. Zum anderen leisten Second-Hand-Läden einen nicht unbedeutenden Beitrag zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Christa Jordan, 83 Jahre alt,
aus Landsberg am Lech, Bayern

Seit 10 Jahren engagiert sich die 83-jährige Christa Jordan in Landsberg am Lech/Bayern um Interessierte zur Senior-Trainerin bzw. zum Senior-Trainer zu qualifizieren. Das Angebot richtet sich an Menschen der Generation 50plus, um diese zu motivieren Vorstellungen für das eigene ehrenamtliche Engagement zu entwickeln, bestehende Initiativen zu unterstützen oder eigene Ideen zu realisieren.

129 Personen wurden bisher in den 42 Stunden umfassenden Kursen geschult. Zur Freude der ausgebildeten Kommunikationstrainerin Jordan sind verschiedene Projekte daraus entstanden. Auch nach der Schulung kümmert sie sich um Coaching und Beratung der Teilnehmenden. Damit ist das ehrenamtliche Engagement von Christa Jordan jedoch noch nicht erschöpft. Zum Beispiel kümmert sie sich auch um geflüchtete Menschen in Landsberg und unterstützt das kulturelle Leben vor Ort: Unter anderem moderiert sie dort Filmgespräche.

Der Engagementpreis 80plus

In der öffentlichen Wahrnehmung spielt das bürgerschaftliche Engagement hochaltriger Personen immer noch eine untergeordnete Rolle. Tatsächlich aber engagiert sich eine große Zahl der über 80-jährigen Frauen und Männer mit hohem Einsatz und großer Kompetenz nicht nur in der Familie, im Freundeskreis und der Nachbarschaft, sondern auch in vielerlei Initiativen, Vereinen, Kirchengemeinden, Kommunen, im kulturellen Bereich und darüber hinaus. Mit ihrem Engagement leisten sie einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Darüber hinaus stärken sie die öffentliche Wahrnehmung ihrer Altersgruppe und regen Gleichaltrige zur Nachahmung an. Diese aktiven und engagierten Bürgerinnen und Bürger der über 80-Jährigen möchte die Stiftung ProAlter mit dem Engagementpreis 80plus würdigen.

Bürgerschaftliches Engagement ist keine Frage des Alters

Fast 40 Prozent aller über 14-jährigen Personen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich. Das sind fast 30 Millionen Menschen. So das Ergebnis des Freiwilligensurvey 2019 des BMFSFJ. Dabei ist der Anteil älterer bzw. alter Menschen bemerkenswert hoch. Allein bei den über 80-Jährigen sind es über 20 Prozent der Männer und mehr als 10 Prozent der Frauen, die sich zum Beispiel in den Bereichen Kultur und Musik, Soziales, Kirche und Religion sowie Freizeit und Geselligkeit engagieren. Eine große Rolle spielen auch Sport und Bewegung. Die vielseitigen Angebote sind entweder altersunabhängig bzw. generationenunabhängig oder orientieren sich an den Bedürfnissen bestimmter Altersgruppen.

Alle Fotos von der Preisverleihung Engagementpreis 80 plus 2024: Luca Milan Kellner