Engagementpreis 80plus erstmals verliehen

5. Dezember 2022

Würdigung hochaltriger Menschen,
die sich ehrenamtlich engagieren –
Zehn Preisträger aus 350 Nominierten ausgewählt

Köln, 5. Dezember 2022. Zum ersten Mal wurde am internationalen Tag des Ehrenamts der Engagement-Preis 80plus vergeben. Zehn Frauen und Männer, die alle über 80 Jahre alt sind und sich ehrenamtlich engagieren, wurden aus 350 Einreichungen von einer Jury unter dem Vorsitz von Bundesminister a.D. Franz Müntefering ausgewählt und jetzt im Rahmen eines Festaktes im Maternus-Haus in Köln ausgezeichnet.

Bundesminister a.D. Franz Müntefering | © Daniel Hoffmann

„Wir haben bei vielen Vorschlägen gesehen, welche Möglichkeiten des mitverantwortlichen Lebens auch für die über 80-Jährigen bestehen, und das ist ein Teil von Lebensqualität“, betonte Müntefering bei Preisverleihung. Kommunen, Vereine und Einrichtungen sollten das Potenzial der älteren Menschen stärker fördern. „Die Resonanz hat uns überwältig“, sagte Klaus Großjohann, Vorsitzender der Stiftung ProAlter.

Klaus Großjohann | © Daniel Hoffmann

„Aus dem gesamten Bundesgebiet sind die rund 350 Vorschläge zu Einzelpersonen, Ehepaaren und Gruppen eingereicht worden.“ „Engagement ist keine Frage des Alters“, betonte auch Dr. Jürgen Rembold, der mit seiner gleichnamigen Stiftung das Preisgeld von 10.000 Euro – 1000 je Preis – zur Verfügung gestellt hat. Der Preis wurde von seiner Stiftung, der Stiftung ProAlter und dem Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) ausgelobt, um deutlich zu machen, dass auch Menschen, die über 80 Jahre alt sind, sich trotz des hohen Alters und mancher Handicaps einbringen.

Dr. Jürgen Rembold | © Daniel Hoffmann

Der Gerontologe Professor Andreas Kruse hatte zuvor in seinem Vortrag hervorgehoben, dass das Engagement in zwei Richtungen positiv wirke: „Bürgerschaftliches Engagement im hohen Alter stärkt einerseits den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es hilft andererseits den Engagierten selbst, stabilisiert die physische und psychischer Gesundheit, steigert das Selbstwertgefühl und vermeidet Einsamkeit.“

Kurzinformationen zum Thema:
Die Zahl der über 80-jähigen in Deutschland hat sich in den letzten 20 Jahren von 3,2 Millionen im Jahre 2001 auf 6,1 Millionen im Jahre 2021 fast verdoppelt (Statist. Bundesamt). Der Anteil über 80-jähriger freiwillig Engagierter beträgt ca. 20 v.H. Der Anteil der Frauen beträgt ca. 15 v.H., der Männer ca. 28 v.H. (Freiwilligensurvey 2019, Deutsches Zentrum für Altersfragen 2021).

Bei Fragen wenden Sie sich gerne an Christine Sowinski, Tel.: 0157 53180678

Den Ablauf der Preisverleihung finden Sie hier.

Kurzportraits aller Preisträgerinnen und Preisträger

Die 83-jährige Kosmetikerin Elfi Kern aus Bempflingen in Baden-Württemberg mit ihrem Engagement für an Krebs erkrankte Frauen und ihren Aktivitäten als Lesepatin für Kinder und Jugendliche.
Der Umgang mit einer Krebserkrankung kann Menschen in große Verzweiflung stürzen, besonders wenn die Therapie zum Verlust der Haare führt. Frau Kern engagiert sich seit 17 Jahren für Menschen mit einer Krebserkrankung. Sie tut dies, indem sie seit Jahren spezielle Kosmetikkurse ehrenamtlich anbietet. Ferner hat sie andere Menschen dazu angeregt und strickt selbst pro Jahr 30- 40 Mützen für die onkologische Tagesklinik Tübingen. Dies bedeutet den erkrankten Menschen sehr viel, da dies als ein Akt der Solidarität und Fürsorge erlebt wird. Darüber hinaus bringt sie in Arbeitsgruppen Schülerinnen und Schüler der Seybold- Schule in Metzingen Häkeln und Stricken bei und engagiert sich zusätzlich als Lesepatin.

Elfi Kern | © Claudius Baritz

Der 80-jährige Wolf Lüben aus Frankfurt am Main, der sich im dortigen Bürgerinstitut im hauseigenen ambulanten Hospizdienst und in der Beratung zum Thema Vorsorge engagiert.
Sich mit dem Thema Vorsorge zu beschäftigen ist heikel. Umso dankbarer nehmen die Menschen seine Unterstützung an. Seit 20 Jahren gilt er im Bürgerinstitut, einer der ältesten privaten sozialen Einrichtungen in Frankfurt am Main, als geschätzter Ansprechpartner für Menschen, die sich mit dem Thema „Vorsorge“ auseinandersetzen. Er führt circa 80 Beratungen pro Jahr durch und engagiert sich als ehrenamtlicher Hospizbegleiter im hauseigenen ambulanten Hospizdienst des Bürgerinstitutes.

Wolf Lüben | © Daniel Hoffmann

Die 86-jährige Erika Ellinger aus Heidenheim in Baden-Württemberg, die sich seit Jahren in der Initiative OMAS GEGEN RECHTS Heidenheim für die Erhaltung parlamentarischer Demokratie engagiert.
Unsere Demokratie ist ein schützenwertes Gut. OMAS GEGEN RECHTS Heidenheim ist eine zivilgesellschaftliche, überparteiliche Initiative, gegründet 2017/2018, die sich u. a. für die Erhaltung parlamentarischer Demokratie und gleiche Rechte für alle Mitbürgerinnen und Mitbürger einsetzt, unabhängig von ihrer Religion und ethnischen Zugehörigkeit. Frau Ellinger kam auf Grund ihrer Erfahrungen als Kind zu der Initiative, wo sie mit Flucht und Vertreibung in traumatischer Weise konfrontiert wurde.

Erika Ellinger mit Begleiterinnen, im Hintergrund Dr. Jürgen Rembold | © Claudius Baritz

Die 81-jährige Helga Hecht-Nowotnick zusammen mit Käthe Zadow (82), Monika Weber (81), Helga Vomm (82) und Hedy Duhm (80), die sich bei der Tafel Wermelskirchen in Nordrhein-Westfalen engagieren, damit Menschen sich ausreichend mit Lebensmittel versorgen können.
Die fünf Frauen stellen als 80plus-Gruppe mehr als 10 % der aktiven Ehrenamtlichen der Tafel Wermelskirchen e.V. mit insgesamt 48 Ehrenamtlichen und unterstützen die Arbeit seit vielen Jahren sehr engagiert.

Die über 80-jährigen Damen von der Tafel Wermelskirchen mit dem Vorsitzenden der Stiftung ProAlter Klaus Großjohann | © Daniel Hoffmann

Die fünf von „Seniorpartner in School“ zu Schulmediator*innen ausgebildeten Seniorinnen und Senioren aus Berlin Gerhard Claus (85), Peter Neuling (80), Gisela John (81), Berthold Denk (84) und Wolfgang Barenberg (81), die sich für einen gewaltfreien Umgang der Schülerinnen und Schüler untereinander engagieren.
Sie arbeiten ein- bis zweimal in der Woche ehrenamtlich in Schulen. In Einzelbegleitung und Gesprächen fördern sie persönliche und soziale Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern. Seniorpartner in School e.V. (SiS) ist in 13 Bundesländern mit über 1.300 Mitgliedern und einem Bundesverband vertreten.

Zwei der fünf Preisträgerinnen und Preisträger, Gisela John und Wolfgang Barenberg | © Daniel Hoffmann

Der 90-jährige Hans Hermann Roth aus Bremen, der in der Diakonischen Einrichtung Friedehorst in Bremen geistig und körperlich behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene betreut.
Hoffnung und Lebensfreude zu vermitteln, das ist sein Anliegen. Herr Roth, der aufgrund einer Kinderlähmung von Geburt an eine Gehbehinderung hat, sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. In der Diakonischen Einrichtung Friedehorst in Bremen, wo er selbst eine Ausbildung als Korbflechter gemacht hat, betreut er seit 18 Jahren ehrenamtlich mit großem Engagement geistig und körperlich behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Der älteste Preisträger: Hans Hermann Roth aus Bremen

Der 87-jährige Heinz-Peter Martin aus Hamburg, der sich bei den Bücherhallen Hamburg im Sprachförderangebot „DIALOG IN DEUTSCH“ engagiert.
Damit Menschen, die zugewandert oder geflüchtet sind, sich in ihrer neuen Heimat integrieren können, brauchen sie Sprachkenntnisse und die Möglichkeit die Kultur zu erleben. Herr Martin engagiert sich seit 11 Jahren als Moderator und Gruppenleiter in dem stadtweiten ehrenamtlichen Sprachförderangebot „DIALOG IN DEUTSCH“. Zu den Bücherhallen Hamburg gehören 32 Bibliotheken in allen Stadtteilen, zwei Bücherbusse und die Zentralbibliothek. Während der Pandemie leitete er eine Gesprächsgruppe per Zoom.

Heinz-Peter Martin | © Daniel Hoffmann

Der 80-jährige Dietmar Peikert aus Köln, der im Kölner Netzwerk von Nachbarschaftshilfen „Kölsch Hätz“ (Kölnisches Herz) aktiv ist, die eng mit den katholischen und evangelischen Kirchengemeinden zusammenarbeiten.
Um Menschen vor Isolation und Einsamkeit zu schützen, engagiert sich der Herr Peikert mit unermüdlichem Einsatz und aus Überzeugung. Die Initiative ist seit 25 Jahren in mittlerweile 29 Kölner Stadtteilen mit 600 Ehrenamtlichen aktiv. Das Netzwerk vermittelt Kontakte und Begegnungen im Stadtviertel.

Dietmar Peikert | © Claudius Baritz

Der 82-jährige Gerd Hainke aus Magdeburg, der sich im „1. Repair Café Magdeburg“ engagiert, das 80 % der vorgestellten Geräte reparieren kann, die sonst im Müll gelandet wären. Umweltschutz heißt auch Abfallvermeidung und das u.a. ein Anliegen der Repair-Cafés.
Herr Hainke gehört zu den Gründungsmitgliedern. Seit 7 Jahren ist er als aktiver Reparaturexperte in der Gruppe der 12 ehrenamtlichen Mitwirkenden tätig. Seine fachliche Kompetenz und handwerklichen Fähigkeiten unterstützen die erfolgreiche Arbeit der Reparaturinitiative in großem Umfang. Es wurden circa 4000 Geräte begutachtet und davon ließen sich erstaunlicher Weise über 80% reparieren.

 

Der 85-jährige Manfred Blumenthal aus Großbeeren in Brandenburg, der sich seit Jahren für die Erforschung und Vermittlung der einzigartigen Industriegeschichte Ludwigsfeldes und der dort hergestellten Produkte, wie z. B. Flugmotoren, Motorroller, Rennbootmotoren, Geländewagen engagiert.
Von August Bebel stammt der Satz: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“ Deshalb war er auch langjährig ehrenamtlich im Museum für Stadt und Technik Ludwigsfelde (MUST) in unterschiedlichen Arbeitsfeldern tätig und er ist Vorstandsmitglied des 2005 gegründeten Vereins Freunde der Industriegeschichte Ludwigsfelde e.V.